Die Anfänge der Vahrenwalder Kirchengemeinde
Vahrenwald gehörte bis in die 1920-er Jahre zur Hainhölzer Gemeinde, die damals aus allen Nähten platzte. Die zunehmende Industrialisierung zog mehr und mehr Menschen in den Stadtteil, und es fehlte eine eigene Kirche. Pastor Chappuzeau aus Hainholz erwarb im Winter des Jahres 1921 den Vahrenwalder Turm, ein ehemaliges Ausflugslokal, das zu einer gottesdienstlichen Stätte umgebaut werden sollte. Durch die Inflation schrumpfte die Geldsumme mehr und mehr zusammen. So entstand im Tanzsaal des ehemaligen Lokals eine Notkirche, die zur Adventszeit 1922 eingeweiht wurde.
"Im Kreuz liegt unsere Kraft verborgen". Bau der Eichenkreuzburg
Es entwickelte sich ein reges Gemeindeleben mit vielen Gruppen. 1925 betrug die Zahl der Gemeindemitglieder 10.000 Personen. Durch den seit 1925 tätigen Pastor Wilhelm Brase gewann die Arbeit mit jungen Männern unter dem Begriff Eichenkreuz starken Auftrieb. Um die Männer von der Straße fern zu halten, wurde die Eichenkreuzburg als Jugendburg auf dem Lande errichtet. Sie entstand 1928 für 40.000 Mark nahe der Siedlung Maspe bei Bissendorf in etwa 15 km Entfernung Luftlinie von der Kirche. Die neu erstellte Burg wurde schnell zum Zentrum kirchlichen Lebens. Ein Posaunenchor, ein Orchester sowie verschiedene Sportgruppen bereicherten die Eichenkreuzjugend, die sich in 12 “Fähnlein“ gliederte. Jahresfeste auf der Eichenkreuzburg waren ein Höhepunkt im Gemeindeleben. In den Jahren 1928-33 war der Jungmännerverein “Eichenkreuz“ mit über 300 Mitgliedern der größte männliche Gemeindeverein in der hannoverschen Landeskirche. Auch der Jungmädchenbund unter der Obhut von Pastor Bernhard Müller wuchs und erhielt 1928 sein eigenes Jugendheim, das “Schloss Fingerhut“ im Pfarrgarten. Während der Zeit des Dritten Reichs ab 1933 wurden die Jugendvereinigungen der Kirche gleichgeschaltet und ihre Angehörigen kamen in die Hitlerjugend oder den Bund Deutscher Mädel.
Nach dem Krieg fanden auf der Eichenkreuzburg viele Jahre die "Ausflüglergottesdienste" (zwischen Pfingsten und Erntedank) statt, dazu verschiedene Treffen und Freizeiten. Seit 1966 befindet sich die Burg im Besitz des Ev.-luth. Stadtkirchenverbands Hannover.
- Die Eichenkreuzburg heute
Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg (1939-1945)
Die Kirche aus “lebendigen Steinen“ war gebaut, aber der große Wunsch der Gemeinde war es, ein richtiges Kirchengebäude zu bekommen. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Kirchbauverein ins Leben gerufen, dessen Mitglieder sich verpflichteten, täglich mindestens einen Pfennig zugunsten des geplanten Kirchbaus zu sparen.
Bei einem alliierten Bombenangriff 1943 während des Zweiten Weltkriegs wurde die Notkirche zerstört. Der Stadtteil Vahrenwald war bevorzugtes Angriffsziel für Bomberverbände wegen des hier ansässigen Continental- Werks als kriegswichtigem Rüstungsbetrieb. Daraufhin wurde eine zweite Notkirche eingerichtet, die 1945 durch einen Brand zerstört wurde.
Bau der Vahrenwalder Kirche (1947-1950)
Erst nach dem Krieg kam es zum Bau der Kirche. Dank des Einsatzes von Pastor Brase und einer riesigen Schar von Helfern und Spendern wurde die neue Kirche ab 1947 in Tag- und Nachtschicht aufgebaut. Tagsüber suchten Frauen und Jugendliche jede Straße Vahrenwalds nach geeigneten Steinen ab und befreiten diese vom Mörtel. Für die Bauarbeiten stand ein Stamm von 24 gelernten Maurern zur Verfügung. Die Männer konnten erst nach der Arbeit ans Werk gehen, so dass die Bauarbeiten oft bis spät in die Nacht gingen. Mitten aus den Trümmern erwuchs ein Symbol der Hoffnung; der Hoffnung, dass Gott in all den schlechten Zeiten diese Gemeinde nie verlassen hat. Diese Hoffnung steckte manchen an. So entstand die Vahrenwalder Kirche ohne Unterstützung durch amtliche Stellen - allein durch Spenden - in der Nachkriegszeit. Am 4. Advent, dem 24. Dezember 1950, wurde die Vahrenwalder Kirche durch Landesbischof Dr.Lilje eingeweiht.
Nach der Einweihung des Kirchgebäudes wurde weiter gebaut. So begann man 1957 damit, das neue Amtsträgerhaus (jetzt: Mitarbeiterhaus) in der Neanderstraße 3 zu bauen, denn das Pfarrhaus befand sich zu dieser Zeit noch in den baulichen Resten die die Bomben vom Vahrenwalder Turm übrig gelassen hatten. Dort entstand 1956 auch das Gemeindehaus, das an die Kirche angebaut wurde. Wenige Jahre danach entstand 1966/67 das Doppelpfarrhaus, Neanderstr. 1/1a, das im Jahr 2013 verkauft wurde. Seitdem befindet sich die Pfarrdienstwohnung im Mitarbeiterhaus.
1967 übernahm die Gemeinde als Träger den städtischen Kindergarten "Arche Noah" zusätzlich zu dem gemeindeeigenen Kindergarten "Unter'm Regenbogen". Die Trägerschaft für beide Kindertagesstätten wurde zum 1.1.2013 dem Ev.-luth. Stadtkirchenverband übertragen. Allerdings ist die Kirchengemeinde nach wie vor Eigentümerin der Kindertagessätte "Unter'm Regenbogen" mit seinem Außengelände.
Infolge zunehmender Energiekosten und sinkender Bauzuweisungen durch die Landeskirche konnte die Kirchengemeinde ihre kirchlichen Gebäude nicht mehr weiterführen wie bisher. Daher wurde beschlossen, Kirche und Gemeindehaus abzureißen und durch einen (kleineren) Neubau zu ersetzen.
Der Bau des "Evangelischen Treffpunkts" (2014/15) geschah in enger Kooperation mit der Landeskirchlichen Gemeinschaft Hannover. Die Einweihung fand am 26.April 2015 statt.